Lisl Matzer: Liebe Petra! Kannst du kurz etwas über deinen Werdegang erzählen, deine Ausbildungen etc., eine Art kurze Biographie.
Petra Paul: Ich bin eher Autodidaktin. Habe aber immer wieder Kurse besucht, um die Basics zu erlernen: Malerei, Aktzeichnung, Fotografie an der Kunstschule in Wien, am College of Liberal Arts in Sutton oder an der Sommerakademie in Salzburg bei Sandro Chia, so dass ich eine gewisse Grundlage hatte, z. B.: Entwicklung von Filmen und Fotos. Habe mich dann nach stilpluralistischen Anfängen eher der Fotografie zugewandt. Durch feministische Einflüsse habe ich begonnen, mit den Kategorien Weiblichkeit und Männlichkeit zu spielen, mit dem Bartkleber gegen das Patriarchat, wie der Untertitel eines Buches heißt, in dem eine Fotografie von mir abgebildet ist (S/W-Foto, Selbstporträt mit Bart und vor meiner Nase baumelt ein angebluteter Tampon). Habe mich auch sehr stark mit dem Blick bzw. die Frau als Bild, Weiblichkeit als Maske auseinandergesetzt. Es entstanden Wachsarbeiten mit eingewachsten Kleidungsstücken, die ich unter dem Titel strip – no body for nobody ausgestellt habe. Machte immer wieder Fotoserien mit angeklebtem Bart und habe dann begonnen, auch wieder typische weiblich konnotierte Zeichen, wie Ohrringe oder Lippenstift, ins Bild zu bringen, als eine Art Travestie der Travestie. Durch die Unterdrückung der Frau in der patriarchalen Gesellschaft aufgrund u.a. ihrer Menstruation kam ich dazu, das Menstruationsblut als Material für informelle, monochrome Bilder und zur Gestaltung von Objekten zu verwenden. Ich verwende das Blut, das üblicherweise absolut im Verborgenen bleibt, das als unrein betrachtet wird – es gibt ja historisch gesehen seit tausenden Jahren, seit der Antike, genügend Mythen über das Menstruationsblut, verschiedenste Vorurteile und Irrlehren: Menstruationsblut als Gift, monatliche Blödigkeit, periodisches Irrsein, Frauen produzieren körperlich und können somit nicht geistig arbeiten, Unreinheit der Frau während der Periode...
Das Menstruationsblut ist nach Julia Kristeva das Abjekte, das Verworfene, das, wovor uns ekelt. Sehe auch Rost als Abjekt und somit entstand auch eine Serie Rostbilder. Rost ist wie Menstruationsblut ein Werkstoff, der sich verändert, a work in progress, was sehr interessant ist. Wie in den Fotografien spiele ich auch in der Plastik mit Sein und Schein, ein Tonkopf ist rostig, ein Goldkopf ist aus Pappmaché, ein Bronzekopf ist aus Wachs. Es ist auch ein Spiel zwischen High and Low Art.
LM: Du arbeitest unter verschiedenen Namen – warum? Kannst du zu deinen Pseudonymen etwas sagen und sie kurz beschreiben?
PP: Durch die Fotografie, durch das Spielen mit Weiblichkeit und Männlichkeit, kam ich auf den Namen Petra Paul. Als Petra getauft fiel der Namenstag auf Peter und Paul. Also es gibt keinen eigenen Namenstag für Petra und so verwendete ich Petra Paul – frei nach Peter und Paul. Es ist eine Abgrenzung zur Kunsthistorikerin und Journalistin Petra M. Springer. Da ich oftmals mehrere Artikel in einer Zeitschrift veröffentliche, habe ich mir auch mehrere schreibende Pseudonyme zugelegt. Helene Maier nach einer verstorbenen Frau, die eine Wohnung vor mir bewohnte und deren Visitenkarte ich hinter dem Heizkörper fand. Habe auch ein genaues Bild von Frau Maier im Kopf: graue Dauerwellen, Schürze,... – sie ist die konservativere, die schreibt. Paula Artner leitet sich von Paul aus Petra Paul, also die weibliche Form von Paul, ab und Art, also Kunst – sie schreibt über Kunst. Fand dann lustig, Paula Artner einen Mann zur Seite zu stellen: Paul Artner, nur weiß ich noch nicht, was der Herr in seinem Leben tun könnte. Petra Pan kommt von Peter Pan, ist die Faule und hat noch nie etwas in ihrem Leben getan, und Michael Frages habe ich für eine Fakeanfrage an eine Lehrende an der Uni verwendet: frag es. Michael Frages kann ja auch der „Mann” sein, der auf den Selbstporträts mit dem Bart abgebildet ist. Daraus habe ich eine Ausstellung von zwei KünstlerInnen gemacht: Menstruationsblutbilder (bloody days) von Petra Paul und my body is my home von Michael Frages (wobei darauf angespielt wird, dass sein Körper gar nicht sein Zuhause sein kann, da es Michael Frages gar nicht gibt). Im Telefonbuch fand ich dann 4 oder 5 Frages in Wien, die habe ich dann zur Vernissage eingeladen, weil sie ja mit Michael Frages verwandt sein müssen. Es ist einfach ein Spiel mit verschiedenen Identitäten.
LM: Du arbeitest unter anderem auch mit dem Thema Menstruation und Menstruationsblut – kannst du einige Arbeiten vorstellen?
Wie bist du auf die Idee gekommen, mit Menstruationsblut zu arbeiten?
PP: Ich war beim Sechstagespiel von Hermann Nitsch in Prinzendorf. Der Weg vom Blutbild zum Menstruationsblutbild ist dann nicht mehr sehr weit (Nitsch hat auch mal blutige Binden seiner ersten Frau ausgestellt). Der Unterschied ist, ich brauche kein Schwein, ich produziere selbst. Auch fasziniert mich der Blutkopf von Marc Quinn, er hat sich sein Blut abgezapft und Köpfe aus seinem eigenen Blut gegossen und eingefroren. Habe mich dann auch theoretisch mit dem Menstruationsblut auseinandergesetzt und geschaut, wer arbeitet mit Menstruationsblut, welche Künstlerinnen arbeiten wie mit diesem Werkstoff – daraus entstand die Diplomarbeit Tabu Menstruation. Kiki Smiths Diskursivierung eines abjekten Themas in Untitled (Train) an der Uni Wien. Was ich eigenartig finde ist, dass oftmals Farbe Blut simuliert und nicht das Menstruationsblut direkt eingesetzt wird, aber das liegt am Tabu, daran, dass es mit Schmutz in Verbindung gebracht wird. Gislind Nabakowski schreibt in dem Buch Frauen in der Kunst: „Anfang der siebziger Jahre produzierten Künstlerinnen in aller Welt Menstruationsbilder.” Ich fand leider nur wenige Beispiele dazu. Ich glaube, die Anzahl der Künstlerinnen hat sich heute vermehrt. Wer weiß? Ich denke es war Friederike Petzold, die in den 1970ern Menstruationsblutbilder machen wollte und es aufgab, da sie gestunken haben. Annie Sprinkle wollte im Rahmen einer Performace öffentlich bluten, hat aber zu wenig Blut produziert.
Oftmals setzt sich eine Künstlerin in ein oder zwei Werken mit der Thematik auseinander, wie Pipilotti Rist, Judy Chicago oder Kiki Smith. Jahrelang Menstruationsblutserien machen eher wenige. Feministische Künstlerinnen haben die Menstruation dargestellt, aber oftmals Farbe verwendet. Die Frage ist, ob echtes Blut verwendet wird oder Farbe, denn dadurch wird Abjektes, das Verworfene, wieder zum Objekt. Ich denke mit Farbe Blut darzustellen ist etwas gänzlich anderes, als Blut zu verwenden. Blut verändert sich mit der Zeit, was sehr interessant an diesem Medium ist. Das quasi Ekelhafte dekorativ als Glasperlen zu zeigen, wie Kiki Smith in Untitled (Train), in Farbe getränkte Binden auszustellen, wie Judy Chicago in Menstruation Bathroom ist nicht meine Intention. Wenn ich Blut darstellen will, nehme ich Blut und versuche es nicht durch Farbe zu imitieren. Für mich ist es authentischer echtes Menstruationsblut zu verwenden und zu zeigen.
Von mir sind frühe Arbeiten in A4 unter dem Titel das ist das blut, das ich für euch vergossen habe zusammengefasst. Diese Serie habe ich jahrelang monatlich produziert und umfasst über 800 Bilder. Jetzt nenne ich sie schlicht und einfach menstruarte. Ich mache informelle, monochrome Bilder in verschiedenen Formaten. Struktur, Material und Form sind reduziert, Farbe und Materialität sind die einzige Artikulation. Während früher viele Leerstellen auf den Bildern blieben, sind sie jetzt manchmal dichter geworden und erhalten dadurch stellenweise glänzende Effekte. Viele Blutschichten sind übereinander gesetzt, sodass es dann auch wieder absplittert. A work in progress. Früher nahm ich dünnen Karton für das Blut, momentan arbeite ich am liebsten mit handgeschöpften Papier, wo die Ästhetik der Struktur des Papiers im krassen Gegensatz zum verwendeten, in unserer Gesellschaft als ekelhaft und schmutzig interpretierten, Material steht.
Es entstehen auch immer wieder Objekte mit Tampons und Binden, oder kleine Bildräume, Menstruationsbluträume, wo u. a. kleine Figuren Menstruationsblutbilder an der Wand betrachten. Zuletzt machte ich Multiples aus Menstruationsblut auf Objektträger, die ursprünglich in einem medizinischen Kontext unter ein Mikroskop gelegt werden.
LM: Wie arbeitest du damit? Weißt du im Vorhinein, wie deine Arbeit aussehen wird? Oder gibt es Momente, die dem Zufall überlassen sind?
PP: Natürlich spielt auch der Zufall eine wesentliche Rolle, Zufall und Absicht. Ich beziehe den Zufall bei der Entstehung der Arbeit mit ein. Es ist natürlich ein Zufallsverfahren, wenn ich Blut auf Papier tropfe, spritze. Das Papier liegt am Boden und den genauen Aufprall des Blutes kann ich nur bedingt steuern. Der Zufall agiert sozusagen in Grenzen. Auch wirkt die Zeit am Werk mit, da sich das Blut mit der Zeit verändert, was ja auch unter ein Zufallsprinzip fällt.
Aber ich arbeite schon lange genug mit dem Medium, dass ich abschätzen kann, wie das Bild aussehen wird und ich arbeite auch solange an dem Bild, bis ich zufrieden damit bin – in letzter Zeit wurde einige Blätter sehr dicht mit Blut bespritzt.
Wenn ich z. B. Slipeinlagen anblute, um die Wochentage darzustellen, wobei die schwächeren und stärkeren Blutungstage dargestellt sind, wirkt natürlich auch das Zufallsprinzip mit. Oder in der OB-Box, worin sich stärker und weniger stark blutdurchträkte Tampons befinden, wobei natürlich dann die Anordnung in der Box nicht zufällig ist. Bei den drop and dripping-Bildern spielt natürlich grundsätzlich der Zufall eine wesentliche Rolle. „Die ganze Welt ist auf Zufall begründet”, sagte schon Marcel Duchamp.
LM: Im Video Menstruation IV sieht man 64 gleich neben- und untereinanderlaufende Videos, in denen zu sehen ist, wie eine Hand einen Tampon aus einer Vagina zieht, und den Tampon herumschwingt. Was kannst du zu dieser Arbeit sagen? Was ist die Intension dahinter, was die Aussage? Warum hast du dieses Format gewählt? Und die Hintergrundmusik?
PP: Inspiriert ist diese Arbeit durch die Lithographie Red Flag von Judy Chicago, wo eine Hand einen blutigen Tampon aus der Vagina zieht. Das ist ein frühes feministisches Werk zu dem Thema aus dem Jahr 1971. Der Moment, der in dieser Grafik eingefroren ist, den habe ich erweitert durch die filmische Umsetzung. Es geht darum etwas zu zeigen, was in unserer Gesellschaft absolut im Verborgenen bleiben soll. Es wird alles getan, damit das Menstruieren nicht sichtbar ist und dieser Film zeigt das Geheime offen, das, was hinter verschlossenen Toilettentüren geschieht. Diese Umsetzung ist ein Tabubruch. Durch die Aneinanderreihung der 64 Filme bekommt der Film als Ganzes einen fast stofflichen Charakter bzw. Struktur, hat etwas verwobenes. Durch diese parallel laufenden Filme und durch den Ausschnitt wird die Thematik aber wiederum etwas verfremdet, abstrahiert. Mehrere Filme können aber auch auf mehrere Menstruationszyklen oder mehrere Frauen die menstruieren hinweisen. Die Hintergrundmusik ist sehr dezent und unaufdringlich gewählt.
LM: Wie stehst du im allgemeinem zum Thema Blut in der Kunst?
PP: Blut in der Kunst gibt es, solange es Kunst gibt. Schon in Höhlenmalereien wurde u.a. Blut als Bindemittel verwendet. Es gibt unheimlich viele Bilder, in denen Blut abgebildet ist, Bilder von Schlachten, Jagdszenen, der gekreuzigte Christus. Da ist schon eine Unmenge von Blut in der Kunst geflossen. Spannend ist natürlich auch ein zeitgenössischer Umgang. Gina Pane hat sich selbst verletzte und blutete. Carolee Schneemann fing ihr Menstruationsblut in Blood Work Diary aus dem Jahr 1972 auf Stoff auf und stellte diesen als eine Art Tagebuch aus. Nitsch und Quinn verwenden echtes Blut. Vincent Castiglia malt Bilder mit seinem eigenen Blut. Teresa Margolles, die mit Leichenblut im Drogenkrieg Mexikos Getöteter arbeitet und u.a. blutige Leichentücher ausstellt. Ich finde aber auch andere Auseinandersetzungen interessant: Das Künstlerpaar Gilbert & George inszenierte sich vor mikroskopisch vergrößerten Körperflüssigkeiten, darunter auch Blut. Kiki Smith Arbeit Untitled (Train) besteht aus einer Wachsfigur, die rote Glasperlenstränge im Raum hinterlässt. Die Glasperlen stehen für Menstruationsblut. Gottfried Helnwein zeigt schonungslos Blut. Jen Lewis lässt von ihrem Mann das Menstruationsblut in der Toilette fotografieren. Das sind unheimlich schöne Fotografien mit schwebendem Blut. Das zuletzt herausgegebene Album von Les Reines Prochaines nennt sich Blut, die multimediale Performance dazu Syrup of Life, da wird Menstruationsblut mit einem Taschentuch aufgesaugt und dieses mit Datum versehen, weil es ab einem gewissen Alter jederzeit die letzte Periode sein könnte. Michèle Fuchs hält einen Vortrag über Menstruationsblut: Das gesamte Blut von allen Frauen auf der Welt, gesammelt in Seen, Flüssen und Weltmeeren, würde den blauen Planeten in einen roten verwandeln.
Es gibt viele spannende Möglichkeiten, Blut zu verwenden bzw. mit Blut umzugehen, Blut auch mit anderen Medien auszudrücken.
LM: Welche Funktion hat die Kunst deiner Meinung nach heutzutage?
PP: Ich sehe die Kunst sehr politisch, sie muss eine Aussage haben, gesellschaftskritisch sein, auf etwas verweisen, , gegen etwas revoltieren, wachrütteln, berühren, gegen Diskriminierungen sein. Es schadet aber nicht, wenn sie humorvoll ist und zum Lachen anregt.
LM: Gibt es Künstlerinnen, die du dir zum Vorbild genommen hast? Bzw. gibt es Werke oder Künstlerinnen, die dich besonders berührt haben?
PP: Die schon zuvor erwähnte Künstlerin und Gerichtsmedizinerin Teresa Margolles finde ich spannend. Sie verwendet auch Leichenwasser in ihren Arbeiten und setzt sich jetzt auch mit den Frauenmorden in Ciudad Juárez auseinander. Die Französin Orlan ist eine sehr beeindruckende Künstlerin. Sie hat Operationen am eigenen Leib durchführen lassen, um ihren Kunstkörper zu schaffen. Das Post-Partum Document, wo Marry Kelly die Mutter-Kind Beziehung analysiert, ist auch sehr interessant. Ich mag den Humor in Arbeiten von Elizabeth Stephens, die u.a. Slips in Metall goss oder die Rauminstallation Jump, in der sie BetrachterInnen auffordert von hoher Distanz in ein viel zu kleines Becken zu springen. Inspiriert wurde sie für diese Arbeit von Cartoon-Charakteren, die sich oftmals von hohen Leitern in viel zu kleine Becken stürzen. Tit prints oder das Bosom Ballet von Annie Sprinkle finde ich gut.
LM: Bist du schon Menschen begegnet, die sich vor Blut ekeln/davor Angst haben?
Bzw. die deine Arbeit ekelhaft finden?
PP: Eine Frau sagte mir, dass sie nicht zu einer Vernissage kommen kann, da sie kein Blut sehen kann. Was macht sie monatlich? Das hat mich zu einem Cartoon inspiriert, wo eine Frau die Toilette aufsucht, das Blut im Slip sieht und sofort ins Koma fällt. Eine geschockte Galeristin in Zürich mailte mir: „Dies kann ich in meiner Galerie nicht zeigen!” Die Rezeption meiner Kunst findet vor allem in Amerika oder Australien statt, auch im universitären Bereich, wo der Umgang dann natürlich fachlich ist. Im Internet ist aber nachzulesen, wie ekelhaft meine Kunst ist. Eine Frau vergleicht meine Arbeiten sehr sarkastisch mit Jackson Pollock, was ich wiederum sehr lustig finde (Siehe übernächste Frage). Als ich einmal Wachsarbeiten ausstellte, schrieb ein Journalist, dass es ekelhaft sei, wenn man bedenkt, dass sich darunter Menstruationsblut befindet. Der gute Herr hat sich schlecht informiert, denn die Wachsarbeiten haben nichts mit Blut zu tun. Auch Jens Zwernemann weiß in einer Rezension nicht genau, was ich mache: „Petra Paul schafft Bilder (oder so etwas ähnliches) aus Menstruationsblut, Kate-Moss-Dauer-Ex Pete Doherty lässt sich für seine ,Bloodworks’ selbst zur Ader, und Hermann Nitsch und die Wiener Aktionisten legen Hand an jeden nur irgend greifbaren Quadruped, um ihn zunächst ausbluten zu lassen und sich dann mystisch-orgiastisch im noch warmen Blut zu suhlen.”
LM: Warum glaubst du, dass sich Menschen vor (Menstruations)-Blut ekeln/fürchten?
PP: Menstruation ist eine als schmutzig empfundene spezifisch weibliche Form des Blutverlusts. Darum wird auch in der Werbung Blut nicht als Blut (blutrot) dargestellt – genauso wie Urin – sondern mithilfe einer blauen Ersatzflüssigkeit. (Vielleicht ist es das Menstruationsblut von Adeligen?) Das Blut wird nach Außen nicht sichtbar aufgefangen und weggeworfen. Die Menstruation ist mit negativen Assoziationen besetzt und ähnlich negativ und minderwertig wird auch die Frau gesehen, als das Andere nach Simone de Beauvoir. Das Menstruationsblut ist absolut tabuisiert. Durch Tabus werden Vorstellungen in einer Gesellschaft produziert und betreffen Dinge, die in den unversehrten Körper eindringen oder aus ihm austreten. Das Blut durchfließt die Grenze zwischen Innen und Außen, überschreitet Körpergrenzen. Es können Krankheiten übertragen werden, wird mit Schmerz und Tod in Zusammenhang gebracht. Das Blut ist nach Julia Kristeva Abjekt, das Verworfene, das ausgeschieden wird und somit Grenzen bedroht und diese überschreitet. Nach Kristeva werden Menstruationsblut und Exkremente als besonders verunreinigend betrachtet. Der vollständige Körper wird als makelloser Behälter gesehen, der nicht durchlässige ist und aus dem nicht unkontrolliert Flüssigkeiten austreten, was aber bei der Menstruation der Fall ist. Der menstruierende Körper ist quasi undicht.
LM: Was war bis jetzt die schärfste Kritik/Diskussion, die du für eine Arbeit bekommen hast/die eine Arbeit von dir ausgelöst hat?
PP: Als eine Frau ein Bild von mir im Internet veröffentlicht und folgendes dazu schrieb,
„The image to the left is one of Petra Paul's strange oeuvre which showcased in the Museum of Menstruation and Women's Health (MUM) in Maryland, U.S.A. (MUM officially closed in 1999). So, that blood spattering image contains... yup, her very own... menstrual blood. Lovely. MUM's (not) the word. Gross is the word. Much. Look closer and you'll see the obvious Jackson Pollock influence. LOL. OK, sorry... lame joke. Heck, why stop there? Imagine the possibilities of using menstrual blood in arts and craft projects. And why use blood when you've got other bodily fluids and matter? Oh, and just imagine - hair and toe nail clippings! Ewww.”
kamen nachfolgende postings:
„The other painting by Petra Paul is gross... but artistic and unique. But... does she really have to use her own menstrual blood to create such unique oeuvre? LOL.”
„Making art out of menstrual blood sounds a little gross.”
„Petra Paul used menstrual blood?! OMG! That's so gross! Eeewwww to the highest degree. I don't want to imagine someone painting using menstrual blood! It's yucky! :-D”
„That Petra Paul's menstrual blood painting is eew. No wonder it was displayed in the museum. It's gross, interesting and controversial all at the same time.”
LM: Woran arbeitest du gerade?
PP: Monatlich permanent an Menstruationsblutbildern und gerade an Bildern für eine Menstruationsblutausstellung in Boston nächstes Jahr.